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Der Double-Bind-Effekt: Die Zwickmühle der Frauen und was weibliche wie männliche Führungskräfte wissen sollten

Es ist kein Geheimnis, dass sich die Kommunikationsstile von Männern und Frauen deutlich unterscheiden können. Aber was passiert, wenn sich diese Unterschiede im Kommunikationsstil am Arbeitsplatz manifestieren? Wie gehen männliche und weibliche Führungskräfte bei Gesprächen mit Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern vor?


Eine der besonderen Herausforderungen in diesem Zusammenhang mit der Frauen zu kämpfen haben, ist der sogenannte Double-Bind-Effekt. Eine Zwickmühle, die in jedem Kommunikationskontext auftreten kann, von Interaktionen mit Kollegen, Mitarbeitern, Vorgesetzten wie auch in Kundengesprächen.


Durch dieses Phänomen gibt es bestimmte Dinge, die bei der Kommunikation mit männlichen Kollegen zu unvorteilhaften Konsequenzen führt.


Der Double-Bind-Effekt: Die Zwickmühle der Frauen und was weibliche wie männliche Führungskräfte wissen sollten

Die Doppelbindung


Der Double-Bind-Effekt (Doppelbindung) ist einer der grössten Probleme bei der Kommunikation zwischen den Geschlechtern in Führungspositionen. Das ist der Fall, wenn für männliche und weibliche Führungskräfte aufgrund ihres Geschlechts unterschiedliche Regeln oder Erwartungen gelten.


Der Effekt tritt unter anderem auf, wenn Frauen in eine Situation geraten, in der sie sich zwischen zwei Optionen entscheiden müssen, die beide mit negativen Konsequenzen verbunden sind. Studien haben beispielsweise gezeigt, dass Frauen, die zu viele Emotionen zeigen, als «zu emotional» wahrgenommen werden. Treten sie jedoch eher bestimmt und selbstbewusst auf, riskieren sie als «zu herrisch» oder «zu aggressiv» angesehen zu werden.


Egal welche Option sie wählen, sie riskieren mit ihrem Kommunikationsstil negative Assoziationen zu wecken. Ihre Worte werden als wenig glaubwürdig und wenig wirkungsvoll empfunden und sie werden dementsprechend beurteilt. Das kann dazu führen, dass sie von Kollegen, Vorgesetzten oder auch Kunden ignoriert oder ihnen misstraut wird, was wiederum dazu führt, dass ihre Ideen nicht gebührend berücksichtigt werden.



Hier sind ein paar bekannte Klassiker in diesem Zusammenhang, mit denen weibliche Führungskräfte zu kämpfen haben


  • Sie soll am Arbeitsplatz Einfühlungsvermögen und Verständnis zeigen, wird jedoch als schwach oder nicht durchsetzungsfähig angesehen, wenn sie es tut.

  • Sie wird aufgefordert, ihre Meinung zu sagen und ihre Ideen mitzuteilen, wird dann aber von ihren männlichen Kollegen trotzdem unterbrochen oder übergangen.

  • Es wird ihr nahegelegt, ein Teamplayer zu sein, wird dann aber von wichtigen Sitzungen oder Entscheidungsprozessen ausgeschlossen.

  • Sie erhält den Rat, sie solle ihre Karriere in den Vordergrund stellen, wird dann aber kritisiert oder gar diskriminiert, weil sie als Mutter oder Partnerin nicht «gut genug» ist.

  • Sie bekommt die Empfehlung, sie solle sympathisch und freundlich sein, wird dann aber kritisiert, weil sie nicht «hart» oder «ehrgeizig» genug ist.

Es ist in der Tat eine Zwickmühle. Denn jeder weiss, dass Kommunikation der Schlüssel zur Gestaltung professioneller Beziehungen im Unternehmen ist. Von diesem Double-Bind-Effekt sind nicht ausschliesslich Frauen betroffen. Aber weibliche Führungskräfte sind durch diese Doppelbelastung eher benachteiligt, weil sich berechtigterweise das Gefühl breit macht, dass sie nicht gewinnen können, egal wie sehr sie es versuchen.

Mögliche Folgen dieses Effektes für weibliche Führungskräfte

Es liegt auf der Hand, dass das Double-Bind-Phänomen den Frauen im Job das Leben schwer machen kann. In der Geschäftswelt kann der Effekt eine Reihe negativer Folgen mit sich bringen. So werden möglicherweise bei weiblichen Führungskräften andere Massstäbe angelegt als bei Männer, und es wird von ihnen möglicherweise ein Verhalten erwartet, das ihren eigenen Werten und Überzeugungen widerspricht oder mit ihnen unvereinbar ist.


All das kann zu Frust, Stress und Entfremdung führen, was es Frauen erschwert, erfolgreich zu sein und beruflich voranzukommen. Dadurch fühlen sich weibliche Führungskräfte oft unter Druck gesetzt, stereotypen Verhaltensnormen zu entsprechen. Was wiederum bedeutet, dass eine Frau, selbst wenn sie eine effektive Führungskraft ist, aufgrund von Wahrnehmungsfehlern möglicherweise nicht die gleiche Anerkennung oder den gleichen Respekt erhält wie ihr männlicher Kollege.


Darüber hinaus kann der Double-Bind-Effekt zu einem Mangel an Unterstützung und Mentoring für Frauen führen, da sie womöglich als schwierig in der Zusammenarbeit oder als nicht voll engagiert in ihrer Karriere angesehen werden. Was die Aufstiegsmöglichkeiten einschränken kann und es für Frauen schwieriger macht, ihre beruflichen Ziele zu erreichen.


Interessanterweise ist das aber nicht ein Problem, das ausschliesslich von Männern ausgeht. Forschungen belegen nämlich, dass nicht nur Männer, sondern ebenso Frauen dazu neigen, männliche Führungskräfte positiver zu bewerten als ihre weiblichen Kollegen, selbst wenn sie die gleichen Qualifikationen und Erfahrungswerte haben.

Die Sache mit der «Gleichberechtigung»

In den letzten Jahren haben Unternehmen immer mehr Massnahmen ergriffen, um ein gleichberechtigteres Umfeld für Männer und Frauen in Führungspositionen zu schaffen. Doch bevor hier tatsächlich echte Gleichberechtigung erreicht werden kann, gibt es noch viel zu tun.


Das herausforderndste Problem ist eher kommunikativer Natur. Gerade das macht die Angelegenheit weitaus tiefgreifender, als es sich im ersten Moment für alle Beteiligten darstellt. Kommunikation im Alltag ist für die allermeisten von uns nämlich eher als ein Reflex zu verstehen. Die Betonung liegt hier auf dem Wort «Reflex». Ein Reflex ist etwas, was man nicht wirklich kontrollieren kann, insbesondere unter dem Druck des Alltagsstress. Wir kommunizieren viel mehr nach sozialisierten, antrainierten Gewohnheitsmustern, als dass wir strategisch vorgehen. Ein falsches Wort an der falschen Stelle kann sehr schnell eine Lawine der Entrüstung auslösen und man verfällt einem moralischen Empörungsreflex. Vielleicht weil man sich mit einem Verhalten konfrontiert sieht, das im Widerspruch zum eigenen, gewohnten Kommunikationsstil ist oder weil man sich unverhofft durch eine unerwartete Dreistigkeit angegriffen fühlt, die dann zu einer inneren Lähmung führen kann.

Durch diese unterschiedlichen Kommunikationsweisen entsteht ein Ungleichgewicht, das eine enorme Tragweite haben kann und zu vielen Ungerechtigkeiten führt. Die Soziolinguistin, Deborah Tannen, schreibt dazu in ihrem Buch You just don't understand:

... Das Ungleichgewicht, durch das sich Männer oft in der Rolle des Vortragenden und Frauen oft in der Rolle der Zuhörer wiederfinden, ist nicht das Werk nur eines Mitglieds einer Interaktion. Es ist nichts, was Männer den Frauen antun. Es ist auch nicht etwas, das Frauen schuldhaft «zulassen» oder «erbitten». Das Ungleichgewicht entsteht durch den Unterschied zwischen dem gewohnten Stil von Frauen und Männern.

Die Betonung liegt also auf dem Unterschied des jeweiligen gewohnten Stils. Unterschiedliche Gewohnheiten führen zu unterschiedlichen Kommunikations-Reflexen von Frauen und Männern. Daher ist es für Männer und Frauen gleichermassen wichtig, die besonderen Herausforderungen zu verstehen, die sich bei der geschlechterübergreifenden Kommunikation stellen, damit sich jeder in jeder Situation respektiert und gehört fühlt.


Der Umgang mit dem Double-Bind-Effekt

Leider gibt es keine einfache Lösung für dieses Problem. Es bedarf einiger Übung und eines geschickten Umgangs mit der sozialen Dynamik, damit weibliche Führungskräfte trotz dieser Hindernisse erfolgreich sein können. Wenn man jedoch versteht, was diese Doppelbindung ist und warum sie existiert, können konkrete Schritte zur Entwicklung effektiver Kommunikationsstrategien unternommen werden, die helfen, dieses Problem zu überwinden. Es gilt dabei sicherzustellen, dass die eigene Stimme jederzeit laut und deutlich gehört wird. Dazu müssen weibliche Führungskräfte lernen, den Double-Bind-Effekt zu umgehen, indem sie Wege finden, sich so auszudrücken, dass sie effektiv kommunizieren können, ohne dabei ihre Glaubwürdigkeit oder Autorität zu verlieren.


Und wie, Bitteschön, soll das gehen?


Indem beispielsweise die Lautstärke und die Tonlage der Stimme an den jeweiligen Kontext angepasst wird. Auch dadurch, dass die Körpersprache viel bewusster eingesetzt werden muss, um das eigene «Raumverhalten» zu beeinflussen. Frauen sollten auch zwingend lernen, zu erkennen, wann männliche Kollegen manipulative Taktiken anwenden. Männer betreiben sehr oft sogenannte Tests und dafür verwenden sie eben Taktiken, wie z.B. die Benutzung von Killerphrasen, auch bekannt als Totschlagargumente. Sie unterbrechen auch gerne mal die weibliche Kollegin oder ignorieren deren Kommentare, um sich einen Vorteil zu verschaffen oder die Kontrolle über ein Gespräch oder eine Situation zu erlangen.


Der Double-Bind-Effekt basiert auf der Tatsache, dass beide Geschlechter die unterschiedliche Kommunikationsstruktur des jeweils anderen Geschlechts zu wenig oder gar nicht berücksichtigen. Es geht hierbei mehr darum, «zweisprachig» zu werden. So, wie ich mir eine Fremdsprache aneigne, die ich jederzeit nutzen kann, wenn ich mich in diesem fremden Sprachmilieu bewege. Ich vollziehe einen Switch. Ich wechsle, wo immer nötig, von der einen zur anderen Sprache und gehe dann wieder zurück zu meiner Muttersprache.


Darin besteht die Herausforderung: Situativ einen Kommunikationsstil anzuwenden, der ausserhalb des mir bekannten operiert, bzw. ausserhalb meiner gewohnten Komfortzone ist.


Mehr Training und Aufklärung ist notwendig

Der Double-Bind-Effekt ist also ein wichtiges Konzept, das es zu verstehen gilt, weil es dramatische Auswirkungen auf weibliche Führungskräfte am Arbeitsplatz haben kann. Frauen stehen bei der Kommunikation aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen und Geschlechterstereotypen vor besonderen Herausforderungen, die sie in eine unmögliche Situation bringen, in der sie beurteilt werden – egal was sie tun oder sagen.


Da es jedoch noch immer viele Frauen und Männer gibt, die über die Existenz dieses Double-Bind-Effektes nicht Bescheid wissen, ist der beste Weg diesen Effekt zu bekämpfen nach wie vor Aufklärung und Sensibilisierung. Erst wenn wir verstehen, was der Double-Bind-Effekt ist und warum er existiert, können wir anfangen, sinnvolle Gespräche darüber zu führen, wie wir einen gerechten Arbeitsplatz für alle Geschlechter schaffen können.


Darüber hinaus sollten Organisationen und Unternehmen bestrebt sein, eine Kultur zu schaffen, die Frauen eben auch aus dieser kommunikativen Perspektive unterstützt. Nur so kann eine Firma seinen weiblichen Führungskräften Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten, damit sie sich am Arbeitsplatz noch selbstbewusster und selbstsicherer fühlen.

Hier setze ich mit meinen Trainings und Vorträgen an, um dabei zu helfen, diese nötige Aufklärungsarbeit zu bieten, damit für Firmen und Organisationen Gender-Gerechtigkeiten nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, sondern eine echte Chance erkennen, den wirtschaftlichen Gewinn und den Management-Faktor dahinter zu verstehen, der einen entscheidenden Unterschied machen kann.

Wenn Du zu diesem Thema mehr erfahren möchtest, ein Training oder ein Vortragsthema dazu suchst, freue ich mich auf Deine Kontaktaufnahme.

 

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