Die Qualität Deines Lebens hängt von der Qualität Deiner Entscheidungen ab. Daher biete ich Dir hier 5 Tipps und einen Zusatzgedanken, die Du als Filter einsetzen kannst, um bessere Entscheidungen zu treffen. Und für den Fall, dass Du keine Lust haben solltest, diesen Text hier zu lesen, schaue Dir doch einfach das folgende Video dazu an:
1. Kenne Deine Standard-Einstellung für Entscheidungen.
Auf die Frage nach dem Geheimnis seines Erfolgs, antwortete Warren Buffet einmal: «Ich sage in meinem Leben zu fast allem NEIN.» NEIN sagen, ist Warren Buffets Standard-Einstellung.
Wie sieht das bei Dir aus?
Bist Du grundsätzlich eher ein Nein-Sager oder ein Ja-Sager? Diese Frage ist essenziell. Denn je nach dem, was Deine Standard-Einstellung vorgibt, sagt das bereits sehr viel darüber aus, wie Dein gedanklicher Entscheidungs-Prozess von statten geht:
Wenn Deine Standard-Einstellung NEIN ist, dann bedeutet das, dass Dein unbewusster Fokus auf NEIN liegt. Somit ist für Dich die Hürde niedriger, etwas abzulehnen.
Liegt hingegen Dein Fokus eher auf JA, so ist die Hürde für Dich JA zu sagen, entsprechend niedriger.
Du kannst dieses psychologische Gesetz auch andersrum formulieren:
Je mehr Du Deinen Fokus auf NEIN setzt, desto schwerer fällt es Dir, JA zu sagen.
Und je mehr Du Deinen Fokus auf JA hast, desto schwerer fällt es Dir, NEIN zu sagen.
Aber selbst, wenn man das für sich nun geklärt hat, ist das noch keine Garantie für eine solide Entscheidung. Da wir nämlich bei so manchen Entscheidungen unschlüssig sein können und zwischen einem Ja und Nein hin- und herpendeln. Deshalb kommen wir zum zweiten Punkt.
2. Ein JA, das nicht 100% ein JA ist, ist ein NEIN.
Jeder von uns hat schon falsche Entscheidungen getroffen, was auch immer «falsch» in diesem Kontext bedeutet. Doch es gibt einen Unterschied zwischen falschen Entscheidungen, die wir bereuen und solchen, die wir nicht bereuen. Dass ich 2010 nicht in Apple Aktien investiert habe, war definitiv eine falsche Entscheidung. Allerdings habe ich diese Fehlentscheidung nie bereut. Doch diese eine Beziehung von damals, die ich eingegangen bin, das war eine falsche Entscheidung, die ich bereut habe. Und bereut habe ich die Entscheidung deswegen, weil ich trotz Zweifel «Ja» zu dieser Beziehung gesagt habe – also kein hundertprozentig entschlossenes «Ja» von mir war. Und ich wage an dieser Stelle zu behaupten, dass es bei Dir nicht viel anders ist. Nämlich, dass all jene Fehlentscheidungen, die Du in Deinem Leben bereut hast, gerade jene Entscheidungen waren, bei denen Du nicht mit einem hundertprozentigen «Ja» dabei warst. Und zwar ganz unabhängig, worum es sich dabei handelte, ob Finanzen, Projekte, Job, Beziehungen, Freundschaften oder Familie.
Ich für meinen Teil akzeptiere bereitwillig den Umstand, dass, wenn ich wichtige Entscheidungen treffe, meine Chancen selten besser als 50:50 stehen. Damit kann ich leben. Aber womit ich nicht leben kann, ist, wenn ich Entscheidungen treffe, die ich im Nachhinein bereue. Denn bereute Zeit ist vergeudete Lebenszeit.
3. Kenne Deinen Wert.
Wenn jemand von Dir ein JA will, so bedeutet das, dass Du etwas anzubieten hast, dass für diese Person oder Gruppe von Wert ist. Das kann alles Mögliche sein: Dein Wissen, Dein Geld, Dein Können, Deine Expertise, Deine Gesellschaft oder Deine Aufmerksamkeit. Was auch immer es sein mag, der gemeinsame Nenner ist immer die Zeit, die Du dafür aufbringst, wenn Du JA sagst. Zeit ist Dein wertvollstes Gut, denn Zeit bedeutet immer auch Lebenszeit.
Was ist Dir Deine Lebenszeit wert?
Und das wir uns gleich richtig verstehen: Nicht alles, was einen besonderen Wert hat, trägt auch ein Preisschild. Und nicht alles, was ein Preisschild trägt, hat einen Wert. Und nicht alle Beziehungen sollten transaktional gestaltet sein. Daher rede ich jetzt auch nicht von Familie oder Freunden. Ich rede davon, dass es grundsätzlich sehr hilfreich ist, wenn Du gewissen Dingen in Deinem Leben einen eindeutigen Wert beimessen kannst, gerade dann, wenn jemand etwas von Dir will.
Aber in der Regel kennen wir den wahren Wert einer Sache nie. Wert entsteht nämlich immer nur im relativen Vergleich zu etwas anderem. Diese Art des Werteverständnisses führt dazu, dass wir die wirklich wertvollen Dinge, die keinen Preis haben, oft vernachlässigen. Ein bestimmter Wert und der Preis sind mehr als nur Zahlen auf einem Preisschild; sie sind zentrale Elemente in der Art und Weise, wie wir Menschen die Welt um uns herum wahrnehmen und bewerten. Sie sind Entscheidungshilfen. Der Wert eines Gegenstandes, einer Dienstleistung oder einfach von Zeit, ist oft tief in der subjektiven Erfahrung verankert – er spiegelt die Bedeutung wider, die wir dem Objekt oder der Erfahrung beimessen.
Aber machen wir uns nichts vor. Im Leben gibt es nichts kostenlos, das von besonderem Wert ist. Man muss einfach erkennen, worin dieser Wert für einen selbst besteht. Und so wird jede Entscheidung zu einem integralen Teil der persönlichen Reise, geprägt von bewusster Wahl und echtem Engagement, anstatt von äusseren Ergebnissen abhängig zu sein. Denn wer seinen Wert nicht kennt, kann strenggenommen auch keine Werte haben.
4. Nutze die Dehnbarkeit der Zeit.
Stelle Dir vor, Du wirst eingeladen, um für einen Anlass einen Vortrag zu halten, der in etwa 7 Monaten stattfinden soll. Der Veranstalter erwartet von Dir jetzt eine Entscheidung.
Sagst Du zu oder sagst Du ab?
Manchmal müssen wir Entscheidungen treffen, die nicht unmittelbar Konsequenzen haben, sondern erst in absehbarer Zukunft – so, wie in diesem Beispiel. Ich muss jetzt etwas entscheiden, was erst in 7 Monaten stattfindet. Vielleicht kennst Du dieses Gefühl? Womöglich hast Du jetzt gar keine Lust auf diesen Event, also würdest Du jetzt spontan absagen. Doch dann kommt ein Gedanke in Dir hoch, der Dich zweifeln lässt: Wer weiss, was in 7 Monaten sein wird? Was, wenn Du in 7 Monaten doch Lust dazu haben wirst? Solltest Du also nicht lieber zusagen – nur für alle Fälle? Wenn es um Entscheidungen geht, überschätzen wir oftmals unsere zeitlichen Empfindungen zwischen der Gegenwart und der Zukunft. Wir denken, in ein paar Wochen oder Monaten werden die Umstände anders sein als jetzt. Also kann ich ruhig zusagen, auch wenn ich jetzt vielleicht eher absagen würde. Tatsächlich habe ich jedoch für mich festgestellt, dass, wenn ich heute das Bedürfnis verspüre zu etwas «nein» zu sagen, ich mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit auch in 7 Monaten dazu «nein» sagen werde.
Daher hat sich für mich eine Technik besonders bewährt. Wann immer ich mit solchen Entscheidungen konfrontiert werde, wende ich einen kleinen Trick an und dehne das Raum-Zeit-Kontinuum. Ich stelle mir folgende Frage:
«Wenn dieser Event nicht erst in 7 Monaten stattfindet, sondern schon morgen, würde ich dann zusagen oder nicht?»
Wenn die Antwort «nein» lautet, dann weiss ich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit, dass ich auch in 7 Monaten keinen Bock darauf haben werde. Bzw. wenn ich jetzt das Bedürfnis habe «ja» zu sagen, werde ich mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit auch in 7 Monaten dazu «ja» sagen.
Die Überlegung hinter dieser Methode ist die folgende: Wenn ein Ereignis bevorsteht, das in der Zukunft liegt – sagen wir in 7 Monaten – in die Gegenwart vorgeschoben würde, ich jedoch bereits jetzt weiss, dass ich für morgen absagen würde, wie kann ich dann annehmen, dass ich in 7 Monaten zusagen würde?
Diese Technik hat sich für mich wirklich sehr bewährt. Und der Grund, warum diese Technik so besonders effektiv ist, liegt vermutlich daran, dass die Zeit eine Illusion ist, wie Albert Einstein einmal sagte.
5. Kenne das Unterscheidungsmerkmal.
Jedes «Ja» und jedes «Nein» hat seinen Preis. Anders formuliert: Jedem «Ja» steht ein «Nein» gegenüber und jedem «Nein» steht ein «Ja» gegenüber. Wenn ich zu etwas «ja» sage, dann sage ich gleichzeitig zu etwas anderem «nein». Also zum Beispiel, wenn ich zu einem Meeting «ja» sage, dann sage ich gleichzeitig zu etwas anderem «nein», dass zur gleichen Zeit stattfindet. Dieses Unterscheidungsmerkmal zu verstehen, bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.
Folgendes gilt es hierbei zu bedenken: Wenn Du jemand bist, der ständig zu allem «ja» sagt, dann ist dieses «ja» nicht wirklich viel Wert. Denn wer zu allem «ja» sagt, entwertet dieses «ja» dadurch, dass nichts dagegen steht. Ohne das Gegengewicht eines «Neins» gibt es kein echtes Unterscheidungsmerkmal für das «Ja».
Wenn Du hingegen jemand bist, wie zum Beispiel Warren Buffet, den ich eingangs zitiert habe, der praktisch zu allem «nein» sagt, dann weiss ich, wenn ich von so jemandem ein «Ja» bekomme, dieses «Ja» viel wert ist. Weil es ein enormes Gegengewicht hat.
Vielleicht ist es an dieser Stelle hilfreich, wenn wir uns bewusst machen, was ein «Ja» und was ein «Nein» wirklich bedeutet.
Ein «Ja» bedeutet immer Verpflichtung. Ein «Ja» ist ein Versprechen, dass Du jemandem gibst. Ein Versprechen, dass entweder sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt bei Dir eingelöst werden kann. Es ist wie ein Schuldschein, den man jemandem ausstellt. Tatsächlich aber stehen die meisten Menschen nur ungerne in der Schuld bei anderen Leuten und sie wollen auch niemandem verpflichtet sein. Wenn das auch auf Dich zutrifft, dann solltest Du immer sehr bewusst abwägen, wer von Dir wirklich ein «Ja» bekommen sollte. Was Seltenheitswert hat, hat nun mal einen höheren Wert.
Wenn wir in dieser Verantwortung mit dem «Ja» umgehen lernen, dann wissen die Leute in unserem Umfeld, dass unser «Ja» auch tatsächlich etwas bedeutet. Die Leute wissen dann, wir diese Verpflichtung gerne bereit sind einzugehen und wir tatsächlich in der Angelegenheit engagiert sind.
Wenn also ein «Ja» Verpflichtung bedeutet, so versteht sich ein «Nein» als Selbstschutz.
Wer dieses Unterscheidungsmerkmal in seinem Entscheidungsprozess missachtet oder unterschätzt, wird kaum in der Lage sein, Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen. Denn wer den Wert einer Entscheidung nicht kennt, kann auch deren wahre Bedeutung nicht wirklich erkennen.
Ertrage und akzeptiere den Umstand, nicht zu wissen, was hätte sein können.
Egal, wie schwer oder einfach unsere Entscheidungen sind, ganz unabhängig davon, wie unsere Entscheidungsprozesse verlaufen, ein gewisses Restrisiko bleibt immer vorhanden. Das liegt in der Natur der Sache. Der Finanzberater Carl Richards formulierte es einmal so:
«Risiko ist, was übrig bleibt, wenn man glaubt, an alles gedacht zu haben.»
Das Ergebnis einer Entscheidung kann richtig oder falsch, gut oder schlecht sein. Aber strenggenommen, wissen wir das nie. Was heute gut ist, kann schon morgen schlecht sein. Was wir heute als einen Segen erachten, kann sich morgen schon als Fluch erweisen.
Wenn wir einen Flieger verpassen, dann ist das ärgerlich. Aber wir wissen nie, wozu das gut war. Die grössten Einflussfaktoren unserer Entscheidungen können wir nicht kontrollieren. Uns steht nur ein winziges Spektrum zur Verfügung, in dem wir alle versuchen, unser Bestes zu geben, kluge und weise Entscheidungen zu treffen, mit den Mitteln und der Wahrnehmung, die uns zur Verfügung stehen.
Vielleicht hätte ich damals diese bildschöne Frau in der Bar ansprechen sollen, wer weiss, was daraus hätte werden können. Vielleicht war das ein Fehler, dieses Jobangebot abzulehnen. Hätte ich 2010 auf meinen Freund gehört und die Apple Aktien doch gekauft, wie würde mein finanzielles Leben heute aussehen? Hätte mein Vater damals noch die letzte Tasse Kaffee getrunken, die meine Mutter ihm in die Hände drückte, dann wäre er 5 Minuten später aus dem Haus raus gegangen und wäre danach vielleicht nicht tödlich verunglückt.
Die Natur unserer Entscheidungen ist so ungewiss wie das Fliessen eines Flusses – ständig wechselnd, unberechenbar und voller Überraschungen. Die Wahrheit ist, dass wir das wahre Wesen unserer Entscheidungen nie wirklich kennen. Das einzig Gewisse ist die Ungewissheit. Diese Ungewissheit ist nicht nur ein Merkmal unserer Entscheidungen, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Es ist diese Ungewissheit, die uns dazu zwingt, in der Gegenwart zu leben, jede Wendung des Schicksals zu akzeptieren und das Potenzial in jedem Moment zu erkennen. Vielleicht liegt gerade in dieser Unvorhersehbarkeit der wahre Reiz des Lebens – nicht in der Gewissheit, sondern in der Ungewissheit, die ständigen Evolution unserer Erfahrungen zu entdecken, in der wir unserer Existenz auf immer neue und ungeahnte Weise erforschen.